Seit einigen Wochen ist bei uns der Wal los. Das große Kind ist förmlich verrückt nach allem was mit Walen zu tun hat. Er hat bereits Dutzende gemalt und verschlingt alle Bücher, in denen irgendwie irgendwo ein Wal vorkommt. Seinen kleinen Bruder hat er auch schon angefixt.
Mein erster Reflex, jetzt wo wir mit Riesenschritten auf Weihnachten zugehen, war also: Kaufen wir den Kindern doch ein paar Wal-Spielfiguren.
Diesen Gedanken habe ich allerdings ziemlich schnell wieder verworfen. Jedes Jahr sterben etwa 100.000 Meeressäugetiere an den Folgen des Plastikmülls, der in den Ozeanen treibt. Daran musste ich irgendwie unwillkürlich denken. Es wäre wirklich absurd, wenn so ein schönes Tier jämmerlich verendet, nur weil zwischen alten Einkaufstüten und Zahnbürsten dutzende kleine Plastikwale dessen Verdauungstrakt verstopfen. Meine Söhne lieben diese Tiere und wollen sie schützen. Also keine Mini-Wale…
Oder doch? Gibt es – außer Holz – eine Alternative zu Plastik?
Ja, die gibt es:
Spielzeug aus Pappmaché
Mit was haben Kinder eigentlich gespielt, bevor die große Plastikwelle in ihre Zimmer schwappte? Nun, noch vor wenigen Jahrzehnten galt Spielzeug aus Pappmaché als günstige Alternative zu geschnitzten Figuren aus Holz. Heute kommt man jedoch allenfalls beim Basteln in der Grundschule mit diesem Werkstoff in Kontakt. Und dann auch nur in der Form, dass man Zeitungsschnipsel auf Luftballons klebt um am Ende ein instabiles und unbenutzbares Etwas in den Händen zu halten.
Aber Pappmaché kann mehr:
Mit der richtigen Rezeptur wird das fertige Objekt stabil wie Holz.
Ich möchte euch gern am Beispiel eines Orca-Babys zeigen, wie ihr einfache Figuren aus Pappmaché selbst herstellen könnt. Es ist wirklich nicht schwer!
Das Pappmaché, das ich verwendet habe, lässt sich so einfach verarbeiten wie Ton. Fertig geformte Objekte härten schnell an der Luft aus. (Noch schneller geht’s auf der Heizung.)
Das folgende Rezept ist eine Abwandlung von Jonni Goods Paper Mache Clay
Rezept für Pappmaché:
(Die fertige Pulpe reicht für eine Walfamilie, wie auf dem Foto ganz oben abgebildet. Wenn ihr nicht alles verbraucht, könnt ihr die Masse in einer luftdichten Box etwa eine Woche lang aufbewahren.)
250g Weißleim/ Bastelkleber
400g Fugenmasse (gebrauchsfertig)
3/4 Rolle Klopapier
Wasser
75g Mehl
(1 EL Glycerin)
Schüssel+ Mixer
Füllt warmes Wasser in eine große Schüssel und wickelt das Klopapier zu etwa 3/4 von der Rolle. Weicht das Papier im Wasser ein.
Holt das Papier aus der Schüssel und drückt die Flüssigkeit so gut es geht aus. Entfernt das restliche Wasser und gebt eure Papiermasse zurück in die Schüssel.
Ihr könnt jetzt die Papierfasern von Hand in kleine Stückchen reißen, oder ihr schmeißt das Ganze kurz in einen High-Speed-Blender oder verwendet einen Pürierstab.
Gebt nun die restlichen Zutaten hinzu und mixt alles mit einem Handrührgerät durch, bis eure Masse die Konsistenz von Mürbeteig hat.
Sobald das Pappmaché fertig ist, könnt ihr mit dem Wal-Bau beginnen.
Weitere Materialien:
Pappe (z.B. Reste von einem Versandkarton)
dünnes Papier (Zeitung, Packpapier)
Kreppband
Schere
Messer
Pinsel
Klebstift
Schleifpapier ( 80, 120)
Acrylfarben (schwarz, weiß, rosa)
Schaut euch zuerst ganz genau in einem Buch und/ oder im Internet an, wie so ein Orca eigentlich aussieht. Zeichnet grob seine Form von der Seite auf ein Stück Karton und schneidet sie aus. Verkleinert diese Form frei Hand und schneidet sie ebenfalls aus. Wiederholt den letzten Schritt.
Zusammen mit zwei bis drei kleinen Pappstückchen werden die kleineren Formen von beiden Seiten auf die große Form geklebt, sodass eine Art Skelett entsteht.
Formt nun, um dieses Skelett herum mit dünnem Papier den Wal-Körper. Fixiert das Ganze mit Kreppband.
Schneidet aus den Resten der Pappe die beiden Flipper (Brustflossen), die Finne (Rückenflosse) und die Fluke (Schwanzflosse) aus.
Fixiert die Flossen mit Kreppband. Tipp: Die Flossen halten besser, wenn ihr sie mit Hilfe von Zahnstochern in den Körper steckt. Die Pappe von Versandkartons ist meistens mehrlagig, da lässt sich super ein Ende vom Zahnstocher dazwischen verstecken. Das andere Ende bohrt ihr in den Körper. (Das klingt grausam, hält aber super! ;-))
Wenn euer Wal komplett in Krepppapier eingewickelt ist, könnt ihr beginnen das Pappmaché dünn und gleichmäßig mit einem Messer aufzutragen. Lasst die Masse zwischendruch immer wieder etwas trocknen, um alle Stellen gut zu erreichen. Das ist wichtig, damit euer Baby-Wal beim Wenden keinen Schaden nimmt. Am Ende arbeitet ihr noch die Schnauze heraus.Lasst euer Objekt gut trocknen. Sobald es vollständig ausgehärtet ist, könnt ihr beginnen die Unebenheiten etwas abzuschleifen.
Zum Schluss erhält der kleine Wal noch etwas Farbe.
Bitte beachtet, dass sich diese Objekte nicht als Babyspielzeug eignen. Babys nehmen alles in den Mund und Acrylfarben sind meines Wissens nach zwar nicht giftig, aber lutschen würde ich daran auch nicht unbedingt. ;-)
4 Kommentare
Super! Das probier ich bald mal aus! Gibt es auch eine Version ohne Fugenmasse? Ist das sowas wie Moltofill? Danke! :)
Es gibt viele verschiedene Rezepte für Pappmaché. Fast alle kommen ohne Fugenmasse aus. Die hier vorgestelte Pulpe lässt sich allerdings so einfach verarbeiten wie Ton. Details können besser ausgeformt werden, was am Ende zu schöneren Ergebnissen führt. Ich habe die hier benutzt: http://www.ebay.de/itm/1kg-Marken-Fugmasse-gebrauchsfertig-Lichtgrau-Fugenmasse-Ausfugmaterial-R1-8-5-/121097050985?hash=item1c31f25b69:g:Pi4AAOSwjVVVp3p8
Liebe Grüße :-)
Dank ihnen weiß ich jetzt wie ich mein Enkelkinder morgen Abend beschäftigen kann damit ihnen nicht langweilig wird. Vielen dank. Wünsche frohe Weihnachten.
Lg Karin
Hallo,
Was für Fugenmasse (gebrauchsfertig) soll das sein?
Der Kink geht nicht mehr.